Kapitel 3 Der Breitbandausbau in Baden-Württemberg

Der flächendeckende Ausbau der digitalen Infrastruktur stellt eine unverzichtbare Basis für den digitalen Wandel dar. Deshalb hat sich die Landesregierung dem Ziel verschrieben, bis Ende 2025 die flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Anschlüssen im Land auf den Weg zu bringen. Durch eine zielgerichtete Förderpolitik, eine Milliardenoffensive im Rahmen der zur Verfügung stehenden Finanz- bzw. Haushaltsmittel und den stetigen Austausch des Kompetenzzentrums Breitband und Mobilfunk im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen (Innenministerium) mit der Telekommunikationsbranche und den Kommunen hat die Landesregierung die Rahmenbedingungen dafür gesetzt.

© Adobe Stock

Die Zukunft ist digital. Das wurde in The LÄND frühzeitig erkannt. Baden-Württemberg hat bei der landesweiten Breitbandförderung von Beginn an einen eigenen erfolgreichen Weg eingeschlagen. Schon 2007 wurde die Notwendigkeit eines flächendeckenden Glasfaserausbaus gesehen und die dabei aufkommenden wirtschaftlichen Grenzen des vorrangigen eigenwirtschaftlichen Ausbaus durch die Telekommunikationsunternehmen erkannt.

Mit der originären Landesförderung und später der Kofinanzierung zur Bundesförderung unterstützt das Land seitdem den Glasfaserausbau überall dort, wo ein eigenwirtschaftlicher Ausbau unterbleibt. Seit 2016 hat das Land seinen finanziellen Einsatz dabei sogar noch verstärkt. Je nach Bedarf und Gegebenheiten haben sich im geförderten Breitbandausbau sowohl das langjährig erprobte Betreibermodell wie auch das sinnvolle Wirtschaftlichkeitslückenmodell bewährt. Bis heute ist die Breitbandförderung in Baden-Württemberg ein Erfolgsmodell.

Bis heute ist die Breitbandförderung in Baden-Württemberg ein Erfolgsmodell.

Milliarden für das schnelle Internet: Das Zusammenspiel von eigenwirtschaftlichem Ausbau und Förderung

50 Milliarden der Telekommunikationsbranche für den Breitbandausbau

Nach wie vor spielt der privatwirtschaftliche Ausbau die wesentliche Rolle auf dem Weg hin zur flächendeckenden Versorgung mit Glasfaserinfrastrukturen im Land. Um die genannten Ziele zu erreichen, hat die Telekommunikationsbranche insgesamt 50 Milliarden Euro für den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau in Deutschland zugesagt. Allerdings war in den letzten Jahren eine große Bewegung im Telekommunikationsmarkt zu verzeichnen. Nachdem neue Marktteilnehmer mit kapitalstarken Investoren im Hintergrund hohe Investitionen in den Aufbau von Glasfasernetzen, insbesondere auch im Ländlichen Raum, geplant haben, hat sich diese Dynamik inzwischen deutlich abgeschwächt. Während an vielen Orten der Ausbau noch fortschreitet, wird gleichwohl sichtbar, dass deutliche Kostensteigerungen beim Glasfaserausbau sowie die Veränderungen am Kapitalmarkt direkte Auswirkungen auf den Ausbau im Land haben.

In den Gebieten, in denen sich der eigenwirtschaftliche Ausbau nicht lohnt, insbesondere in den ländlichen Regionen, unterstützen Bund, Land und Kommunen den Breitbandausbau mit Fördermitteln. Mit der Fokussierung auf die Kofinanzierung des Bundesförderprogramms konnten und können externe Mittel, d. h. Bundesmittel, in erheblichem Umfang nach Baden-Württemberg geholt werden, denn der Bund fördert 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ergibt sich zusammen mit der Kofinanzierung des Landes in Höhe von 40 Prozent ein Fördersatz in Höhe von 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Die verbleibenden 10 Prozent übernehmen die Kommunen. Aus der vom Land mitfinanzierten Bundesförderung ziehen die kommunalen Ausbauprojekte großen Nutzen; insbesondere schafft dies eine Ausbauperspektive für den Ländlichen Raum. Seit 2016 wurden mit Stand 1. August 2025 für 3.736 Förderprojekte vom Land 3,2 Milliarden Euro und vom Bund weitere 3,5 Milliarden Euro, zusammen rund 6,7 Milliarden Euro, zur Verfügung gestellt. Im Ländervergleich hat Baden-Württemberg damit überproportional von den Fördermitteln des Bundes profitiert. So konnten zwischen 2016 und Ende 2024 rund 19 Prozent aller bundesseitig bewilligten Fördermittel für den Breitbandausbau nach Baden-Württemberg geholt werden. Damit ist das Land über alle Aufrufe der Bundesförderung hinweg mit Abstand Spitzenreiter.

Seit 2016: 3,2 Mrd. Euro vom Land und vom Bund weitere 3,5 Mrd. Euro, zusammen rund 6,7 Mrd. Euro, für 3.736 Förderprojekte in Baden-Württemberg. (Stand 01.08.2025).

Schöne Landschaft, herausfordernder Ausbau

Gerade in einem ländlichen Flächenland wie Baden-Württemberg führen zahlreiche Einzellagen und Aussiedlerhöfe, kleine Ortsteile mit schwieriger Topographie, zerklüfteter Siedlungsstruktur oder schwer grabbarer geologischer Oberfläche zu hohen Investitionsbedarfen im Ausbau. Gleichzeitig befinden sich im Ländlichen Raum des Landes viele Hidden Champions, also Weltmarktführer, für die hoch performantes und zuverlässiges Internet unverzichtbar ist, um auf den internationalen Märkten konkurrenzfähig zu bleiben. Der Glasfaser- und Mobilfunkausbau ist gerade hier von besonderer Wichtigkeit, um einerseits die wirtschaftliche Stärke des Landes zu erhalten und auszuweiten und andererseits zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse beizutragen. Denn auch im privaten Bereich haben uns die letzten Jahre deutlich vor Augen geführt, dass eine stabile und leistungsfähige Internetverbindung mittlerweile eine unabdingbare Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe darstellt.

Die Milliardeninvestitionsoffensive setzt die Landesregierung deshalb auch in den Jahren 2025 und 2026 fort: Insgesamt wird das Land Baden-Württemberg weitere 1,1 Milliarden Euro in den Ausbau des schnellen Internets investieren. Zur Erreichung der flächendeckenden Versorgung mit gigabitfähigen Strukturen wird daher auch auf Bundesebene ein hoher Förderbedarf fortbestehen.

1,1 Milliarden Euro vom Land für die Kommunen

Verbesserte Rahmenbedingungen für den Gigabitausbau

Neben der unterstützenden Förderung kommunaler Projekte ist es sehr wichtig, geeignete Rahmenbedingungen für den vorrangigen eigenwirtschaftlichen Ausbau zu schaffen. Um diesem Erfordernis Rechnung zu tragen, hat das Innenministerium den Runden Tisch Glasfasernetze initiiert. Darüber hinaus unterstützt das Land den eigenwirtschaftlichen Ausbau durch Informationsveranstaltungen, Workshops und Initiativen, die helfen sollen, eigenwirtschaftliche Ausbauhemmnisse abzubauen – beispielsweise durch die Vereinfachung und Vereinheitlichung von Genehmigungsverfahren.

So konnte im Herbst 2024 unter Federführung des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg das OZG-Breitbandportal in Betrieb genommen werden. Damit können nun Anträge nach dem Telekommunikationsgesetz im Rahmen des Breitbandausbaus vollständig digital gestellt und bearbeitet werden, was eine deutliche Verfahrensvereinfachung für Telekommunikationsunternehmen und Kommunen verspricht.

Das OZG-Breitbandportal ist im Betrieb.

Ein zentrales Element für ein gelingendes Zusammenspiel der privatwirtschaftlichen Telekommunikationsunternehmen und der öffentlichen Hand ist ein konstruktiver und zielgerichteter Austausch aller beteiligten Akteure. Um optimierte Voraussetzungen für das weitere wirkungsvolle Zusammenwirken aller Beteiligten bei der Realisierung der digitalen Infrastruktur im Land zu schaffen, hat das Innenministerium gemeinsam mit den im Glasfaserausbau landesweit tätigen Akteuren in einem offenen und transparenten Beteiligungsprozess aktuell einen Glasfaserpakt für Baden-Württemberg erarbeitet – mehr dazu in Kapitel 5.

Alle Beteiligten des Glasfaserpaketes Baden-Württemberg
© Franziska Kraufmann
Status quo und Ausblick

Die Gigabit-Verfügbarkeit (mindestens 1.000 Mbit/s) konnte in Baden-Württemberg nach den offiziellen Zahlen der Bundesnetzagentur (BNetzA) seit Mitte 2016 von 1,4 Prozent auf derzeit 75,93 Prozent gesteigert werden.

Bei dieser offiziellen Statistik muss allerdings beachtet werden, dass sich derzeit viele Netze sowohl eigenwirtschaftlich wie gefördert im Aufbau befinden. Diese sind im Breitbandatlas der BNetzA noch nicht erfasst. Auch unvollständige Datengrundlagen und Datenübermittlungen der Telekommunikationsunternehmen führen dazu, dass die offiziell erfassten Zahlen deutlich unter dem tatsächlichen Ausbaustand liegen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Gigabitausbau im Land insgesamt deutlich besser voranschreitet, als es in den offiziellen Versorgungszahlen des Breitbandatlas des Bundes abgebildet ist. Auch kann damit gerechnet werden, dass sich die Gigabitverfügbarkeit im Land bereits mit den aktuell bekannten eigenwirtschaftlichen Ausbauprojekten und der Milliardenoffensive von Bund und Land in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird.

Bald deutlich höhere Gigabitverfügbarkeit im Land dank den aktuell bekannten eigenwirtschaftlichen Ausbauprojekten und der Milliardenoffensive von Bund und Land in den kommenden Jahren.

Um bereits laufende Projekte besser sichtbar und einen Ausblick auf die Versorgungssituation nach deren Abschluss möglich zu machen, hat das Kompetenzzentrum Breitband und Mobilfunk im Innenministerium den Gigabitatlas Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Die darin abgebildeten Zahlen zeigen anschaulich, dass der flächendeckende Gigabitausbau in Baden-Württemberg auf den Weg gebracht ist, zügig voranschreitet und das Ziel einer breiten Gigabit-Versorgung in Ansehung der bekannten eigenwirtschaftlichen und geförderten Projekte nahezu erreicht ist.

Den Gigabitatlas finden Sie im Kapitel 1 unseres Breitbandberichtes.

Mit dem neu geschaffenen Award „Gigabitkommune@BW“ macht Baden-Württemberg die Erfolge von Telekommunikationsbranche und Kommunen in Baden-Württemberg sichtbar und unterstreicht den Stellenwert digitaler Infrastruktur im Alltag der Bürgerinnen und Bürger. In diesem Kontext soll die Auszeichnung den bewährten Grundsatz des Landes bekräftigen: Fortschritt gelingt dort am besten, wo vor Ort zusammengearbeitet und Verantwortung übernommen wird.

Die Auswahl der ausgezeichneten Kommunen basiert auf den im Breitbandatlas des Bundes veröffentlichten Versorgungsdaten – aktuell mit Datenstand Dezember 2024. Für eine Auszeichnung ist eine Gigabitverfügbarkeit von mindestens 90 Prozent erforderlich.

Mehr zu den Gigabitkommune@BW und dem begehrten Pokal erfahren Sie im Kapitel 7 unseres Breitbandberichtes.

Die Landesregierung hat sich dem Ziel verschrieben, bis Ende 2025 die flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Anschlüssen im Land auf den Weg zu bringen. Dafür braucht es weitreichende Investitionen der Privatwirtschaft sowie eine Ergänzung durch den geförderten Breitbandausbau in jenen Gebieten, die sich aus wirtschaftlichen Gründen privatwirtschaftlich nicht realisieren lassen. Durch eine zielgerichtete Förderpolitik, eine Milliardenoffensive im Rahmen der zur Verfügung stehenden Finanz- bzw. Haushaltsmittel und den stetigen Austausch des Kompetenzzentrums Breitband und Mobilfunk im Innenministerium mit der Telekommunikationsbranche und den Kommunen hat die Landesregierung die Rahmenbedingungen für die flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Anschlüssen gesetzt.

Connect BW – Zukunftsforum für Glasfaser und Mobilfunk

Am 26. und 27. März 2025 fand unter der Schirmherrschaft des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg erstmalig das Connect BW – Zukunftsforum für Glasfaser und Mobilfunk in Stuttgart statt.

zum nächsten Kapitel

Breitbandbericht 2025

Breitbandausbau in BW

Consent-Management-Plattform von Real Cookie Banner

Kapitelübersicht

Breitbandbericht 2025