Kapitel 6 Interview mit CIO/CDO Stefan Krebs

Der Beauftragte der Landesregierung für Informationstechnologie entwickelt und steuert als „Chief Information Officer“ (CIO) die IT-Strategie der gesamten Landesverwaltung. Er hat die Aufsicht über die BITBW — den zentralen IT-Dienstleister des Landes — und vertritt Baden-Württemberg im Bund-Länder-übergreifenden IT-Planungsrat. Gleichzeitig ist dem Beauftragten der Landesregierung für Informationstechnologie als „Chief Digital Officer“ (CDO) die Abteilung für Digitalisierung zugeordnet, die für die Konzeptionierung und Umsetzung einer ressortübergreifenden Digitalisierungsstrategie des Landes zuständig ist, in der die Digitale Infrastruktur eine entscheidende Rolle einnimmt.

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Foto: Laurence Chaperon, Rechte: Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg

#1 Warum ist es so wichtig, dass der Breitbandausbau stattfindet?

Wer digital Schritt halten will, muss bereits heute die Voraussetzungen für morgen schaffen. Egal ob beim Home-Office, Videostreaming oder bei neuen Virtual und Augmented-Reality-Anwendungen – schnelle, zuverlässige und sichere Breitbandverbindungen sind schon heute unabdingbar in unserem Alltag und werden künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen. Aktuell verdoppeln sich die Datenmengen in unseren Netzen ungefähr alle drei Jahre. Um hier Schritt zu halten, bedarf es zukunftsfähiger Breitbandtechnologien. Die Grundlage für eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur bietet dabei insbesondere Glasfaser. In Baden-Württemberg haben wir die Chancen und Möglichkeiten von hochleistungsfähigen, flächendeckenden und ökologisch nachhaltigen Glasfasernetzen frühzeitig erkannt. Die Landesregierung investiert daher Milliardenbeträge in die digitale Infrastruktur und damit in die Zukunft unseres Landes. Bisher sind mehr als 5 Milliarden Euro an Fördermitteln von Bund und Land in den Breit- bandausbau nach Baden-Württemberg geflossen. Unsere Investitionen zeigen bereits Wirkung: Baden-Württemberg ist bundesweit vom Mittelfeld ins Spitzenfeld bei der Breitbandversorgung geklettert.

#2 Was sind Visionen für die Zukunft?

Meine Vision ist es, dass alle Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen jederzeit und überall in Baden-Württemberg Zugang zu einer leistungsfähigen Breitbandverbindung haben – egal ob in der Stadt oder auf dem Land.

#3 Braucht es Förderung trotz privatwirtschaftlichen Ausbaus?

Die Verantwortung für den Netzausbau liegt primär bei den privaten Telekommunikationsunternehmen. Allerdings können und wollen die privaten Telekommunikationsunternehmen aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit nicht überall
in eine flächendeckende Breitbandversorgung investieren. Unser Ziel ist es, bis 2025 den flächendeckenden Gigabitausbau in ganz Baden-Württemberg auf den Weg zu bringen. Dieses Ziel ist nur mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbau der privaten Telekommunikationsunternehmen in Kombination mit dem geförderten Ausbau von Bund, Land und Kommunen zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir die Breitbandförderung in den vergangenen Jahren mit großem Engagement vorangetrieben. Mir ist dabei wichtig zu betonen, dass der privatwirtschaftliche und geförderte Ausbau nicht als Konkurrenz verstanden werden sollten. Vielmehr sind beide komplementär und schaffen die Voraussetzung für gleiche Lebensverhältnisse in unserem Land.

#4 Wo gibt es Potenziale für einen Ausbau der Zusam- menarbeit?

Der Breitbandausbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der viele Akteure an einem Strang ziehen müssen, damit wir am Ende erfolgreich sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Ziele nur erreichen werden, wenn der privatwirtschaftliche und geförderte Ausbau gemeinsam, Hand in Hand, voranschreiten. Daran arbeiten wir. Genau aus diesem Grund haben wir im Januar 2023 den „Runden Tisch Glasfasernetze“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den wichtigsten Akteuren beim Breitbandausbau zu stärken. Hierbei sollen bestimmte Schwerpunktthemen, Herausforderungen und Hürden beim Breitbandausbau in Baden-Württemberg identifiziert sowie konkrete Lösungswege aufgezeigt werden.

#5 Welche positiven Effekte hat der Breitbandausbau für Kommunen?

Wir sind das Innovationsherz Europas. Eine schnelle und zuverlässige Internetanbindung ist in unserem heutigen, digitalen Zeitalter ganz entscheidend dafür, wo die Menschen hinziehen und wo sich Unternehmen ansiedeln. Die digitale Infrastruktur schafft die Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle, Anwendungen und Innovationen. Aber auch für Bürgerinnen und Bürger ist die Verfügbarkeit einer schnellen und zuverlässigen Datenanbindung von zentraler Bedeutung. Während früher eine gute Autobahnanbindung ausschlaggebend für die Standortwahl war, steht heute zunehmend eine leistungsfähige Datenautobahn im Fokus.

#6 Haben Sie vor Ort auch Breitbandprojekte besucht?

Als Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie bin ich immer wieder auch bei Spatenstichen, Netzinbetriebnahmen oder beispielsweise auch Besichtigungen von alternativen Verlegemethoden bei Kommunen in Baden- Württemberg vor Ort. Dadurch konnte ich wertvolle Erfahrungen und Eindrücke sammeln und mir vor allen Dingen ein genaues Bild über die Herausforderungen und Fortschritte des Breitbandausbaus in unserem Land machen. Die Kommunen leisten hier einen essentiellen Beitrag.

#7 Anfang April hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die neue Gigabit-Richtlinie des Bundes 2.0 veröffentlicht. Was ist neu und was verändert sich für Baden-Württemberg?

Mit der neuen Förderkulisse des Bundes wird die Förderung des Gigabitausbaus auf alle Gebiete erweitert, die noch nicht gigabitfähig erschlossen sind. Im Fokus der Förderung liegen Kommunen mit einem hohen Anteil besonders unterversorgter Gebiete. Ziel ist es, Fördermittel gezielt und wirkungsvoll einzusetzen, ohne die Priorisierung des eigenwirtschaftlichen Ausbaus zu gefährden. Für Baden-Württemberg ist im Jahr 2023 ein Bundesfördermittelbudget in Höhe von 320 Millionen Euro reserviert. Diese Summe wird in bewährter Weise zu 40 Prozent durch das Land kofinanziert. Damit stellen wir sicher, dass wir die bisherige Erfolgsgeschichte des Landes beim Breitbandausbau weiter fortschreiben.

Entwicklung und Technologien

Der internationale Datenverkehr wächst kontinuierlich. Von besonderer Bedeutung: Glasfaser und Mobilfunk.

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