Schnelles Internet 5G-Projekte in Baden-Württemberg: Landkreis Heidenheim
Wir möchten Ihnen regelmäßig besondere Projekte im Bereich Mobilfunk und 5G präsentieren. Hierzu stellen sich die Projektverantwortlichen mit einem Steckbrief und einem Interview vor. Viel Spaß!
Eckdaten zum Projekt:
Projekttitel:
YardManagement: Autonome Transportmittelsteuerung durch 5G
Anwendungsbereich: Logistik
Projektlink: http://yardmanagementhdh.de/
Projektort: BSH Hausgeräte GmbH, Bahnhofstraße 70, 89537 Giengen
Projektstart: 13.01.2022
Projektende: vsl. 31.12.2024
- Projektziel:
Auf dem Logistikgelände der BSH Hausgeräte GmbH in Giengen im Landkreis Heidenheim werden pro Tag 15.000 Großgeräte, wie z. B. Kühlschränke, gehandelt. Das entspricht ca. 220 Transportmitteln täglich. Mit 5G werden diese Logistikprozesse automatisiert und der Containertransport auf dem Werksgelände von automatisiert fahrenden Fahrzeugen übernommen. Damit werden nicht nur Mehrwerte am BSH-Logistikstandort geschaffen und dem Mangel an LKW-Fahrer*innen entgegengewirkt, sondern zugleich eine Blaupause für eine Übertragung der erarbeiteten Standards auf andere Logistikprojekte entwickelt. - Projektbeschreibung:
Autonome Fahrzeuge werden mit 5G die Verkehre in Zukunft grundlegend ändern. Das Projekt „YardManagementHDH“ gestaltet die Zukunft von Logistikprozessen neu: Wurden bisher die Komponenten „Fahrzeuge“, „Infrastruktur“ und „Prozesse“ weitgehend getrennt betrachtet, zielt dieses Projekt auf eine holistische Betrachtung aller Komponenten ab, um in Zukunft einen sicheren und zuverlässigen Betrieb zu garantieren. Für die umfassende Digitalisierung und Automatisierung von Logistikprozessen auf dem Werksgelände werden Logistikabläufe neu definiert, neue Standards entwickelt und mit modernster 5G-Mobilfunktechnik implementiert. Nur mit 5G sind die Anforderungen im Bereich des autonomen Fahrens sowie größtmögliche Sicherheit, Zuverlässigkeit und Effizienz zu erreichen. Zugleich soll der Einsatz innovativer Technologie dabei unterstützen, den Mangel an LKW-Fahrer*innen und die damit einhergehenden Schwierigkeiten in Lieferketten zu entschärfen.
Das Projekt adressiert zudem die grundlegenden Rahmenbedingungen: Zwar sind die technischen Möglichkeiten und gesetzlichen Grundlagen für den Betrieb von 5G-Campusnetzen etabliert, für die konkrete Anwendung in der Werkslogistik gibt es jedoch noch keine einheitlichen Standards oder Blaupausen. Und genau dies wird im Projekt erarbeitet: eine Blaupause für autonome Logistikprozesse auf Werksgeländen, die schnell und kosteneffizient auf andere Anwender wie Logistikunternehmen oder vielfältigste Industriebetriebe übertragbar ist.
- Projektpartner:
BSH Hausgeräte GmbH, Bahnhofstraße 70, 89537 Giengen, www.bsh-group.com/de/
ITK Engineering GmbH, Im Speyerer Tal 6, 76761 Rülzheim, www.itk-engineering.de
FERNRIDE GmbH, Joseph-Dollinger-Bogen 28, 80807 München, www.fernride.com
Zentrum für digitale Entwicklung, In der Waage 9, 73463 Westhausen, www.digitaleentwicklung.de
Landkreis Heidenheim, Felsenstraße 36, 89518 Heidenheim, www.landkreis-heidenheim.de
Schriftliches „Interview“
- Was ist das Ziel des Projektes? Welche Bedarfe werden damit bedient? Was war der Anstoß?
Ziel des Projektes „YardManagementHDH“ ist es, mit Hilfe modernster 5G-Mobilfunktechnik Containertransporte mit automatisiert fahrenden Fahrzeugen auf dem Logistikgelände der BSH Hausgeräte GmbH in Giengen durchzuführen. Mit dem Verladen von 15.000 Großgeräten in rund 220 Transportmitteln pro Tag lässt sich der Bedarf für mehr Automatisierung am Standort Giengen klar beziffern. Dieser Bedarf wird noch verstärkt durch den vorhandenen Fachkräfteengpass bei LKW-Fahrer*innen. Für den Realbetrieb der automatisiert fahrenden Fahrzeuge mit 5G brauchen wir eine völlig neue, ganzheitliche Erfassung und Beschreibung des gesamten Ökosystems „Werkslogistik“ mit allen zugehörigen Systemkomponenten. Denn am Ende wollen wir als Konsortium ein Konzept entwickeln, das auf jedes andere Werksgelände im Logistikbereich und für vielfältigste Industrieunternehmen übertragbar ist.
- Warum ist das Projekt für Sie – für die Region, für die Partner – so wichtig?
Im Rahmen dieses innovativen Leuchtturm-Projekts wird autonome Logistik in die Praxis gebracht. Das bedeutet für uns als Konsortium nicht weniger als unsere jeweilige Fachexpertise zu bündeln und damit die Zukunft zu gestalten. Das Know-how der Projektpartner für die Umsetzung dieses Forschungsprojekts kommt aus den Bereichen autonome Logistiksysteme (Fernride), System- und Software Engineering (ITK Engineering), Produktion und Logistik (BSH), technische Infrastruktur (ZDE) sowie öffentliche Hand (Landkreis Heidenheim) – vom Start-Up bis zum Konzern bringen wir Wissen zusammen und sind in dieser Konstellation wahrscheinlich einmalig unter den geförderten Projekten. Gemeinsam schaffen wir Mehrwerte vor Ort UND eine Blaupause für zukünftige Projekte.
- Welche Rolle spielt(e) der Standort für das Projekt?
Die BSH Hausgeräte GmbH als führender Hausgerätehersteller in Europa hat ihren ältesten Produktionsstandort in Giengen. Dieser hat sich in der über 70-jährigen Standortgeschichte zu einem Hightech-Standort entwickelt, an dem Kühlschränke, Gefriergeräte und Kühl-Gefrierkombinationen nach neuesten Anforderungen und Energiekriterien entwickelt und produziert werden. Mit der Unterstützung durch den Bund wird hier jetzt die Logistik der Zukunft realisiert – ein innovativer Leuchtturm für die Region und weit darüber hinaus. Und Innovation wird nicht nur bei der BSH als Teil der Bosch-Gruppe großgeschrieben – die Boschgruppe belegte im Jahr 2021 Platz 1 bei den Patentanmeldungen – sondern auch in der Region Ostwürttemberg, in der der Giengener BSH-Standort liegt. Diese Region ist im bundesweiten Vergleich mit ihrer sehr hohen Patentdichte seit Jahren eine der innovativsten Regionen in Deutschland.
- Warum 5G? Gab es Alternativen? Wird 5G die Erwartungen (Stichwort: ‚game changer‘) erfüllen?
Autonomes Yard-Management geht nur mit 5G. Der neue Mobilfunkstandard ist eine leistungsstarke Schlüsseltechnologie, die als echter Gamechanger und Enabler unsere Anwendungen technisch überhaupt erst möglich macht. Die Echtzeitkommunikation zwischen Infrastruktur und Fahrzeug, sowie die Echtzeitübertragung von Daten sind nur mit 5G umsetzbar. Für beides benötigen wir geringe Latenzzeiten und größtmögliche Übertragungssicherheit für die Gewährleistung eines sicheren, zuverlässigen Betriebs des Gesamtsystems. Insbesondere aus dem Aspekt der Sicherheit ist 5G die derzeit einzige nicht kabelgebundene Lösung.
- Was sind oder waren (bisher) die größten Herausforderungen des Projektes und wie haben Sie diese gelöst? Sind Sie schon am Ziel oder welche Schritte stehen noch aus?
Die BSH hat am Standort Giengen einen örtlich herausfordernden Logistik-Yard. Dieser wird per Bahn gleichermaßen wie von der nahen Autobahnanschlussstelle mit beladenen Containern angefahren. Zudem gibt es auf dem Areal auch ein Container-Leerdepot, auf welchem die leeren Container zwischengeparkt werden. Da vor Ort stets viel Betrieb herrscht, wird die Integration des automatisiert fahrenden Fahrzeugs in diesen Mischverkehr eine der Herausforderungen im Projekt werden. Neben den Verkehrsströmen ist mit Blick auf 5G die Vielzahl der Container und ihre z.T. dynamische Positionierung eine Herausforderung, da sie aufgrund von ihrer Beschaffenheit (metallische Oberflächen) zu Reflexionen, Mehrwegeausbreitung und partieller, lokaler Abschottung von Funksignalen führen. Daher sind eine geeignete Verteilung und Platzierung von 5G-Antennen entscheidend für die Sicherstellung eines jederzeit durchgängigen, zuverlässigen Betriebs.
- Gibt es Spillover-Effekte? Profitieren auch andere Arbeits- oder Lebensbereiche bzw. Akteure von dem Projekt? Ist Ihr Projekt übertragbar für andere Regionen und Themenbereiche?
Der Engpass an LKW-Fahrer*innen wird sich deutschlandweit weiter verschärfen. Deswegen haben wir uns zum Ziel gesetzt, mit unserem Projekt eine Blaupause zu schaffen, die diesen Engpass löst und zugleich auf andere Logistik-Yards und Unternehmen übertragbar ist. Mit dem Einsatz von 5G verändert sich die Rolle des LKW-Fahrers auf unserem Yard: Er wird zum Teleoperator und steuert nicht nur ein, sondern in der Zukunft mehrere automatisiert fahrende Fahrzeuge, d.h. seine Rolle entwickelt sich „vom Trucker zum Flottenmanager von hoch-automatisierten LKWs“. Schlussendlich entsteht so ein neues Berufsbild, für das 5G kein Fremdwort mehr ist. Berufs- und Hochschulen im Landkreis Heidenheim können mit ihren Logistikschwerpunkten in der Aus- und Weiterbildung zukunftsorientierter Berufsbilder nachhaltig von diesem Projekt profitieren. Zugleich führt die automatisierte Logistik für die An- und Ablieferung per LKW zu kürzeren Wartezeiten, besserer Planbarkeit und damit einer deutlich höheren Produktivität.
- Was sind Ihre Pläne nach Ablauf des Projektes?
Die Pläne von uns und unseren Partnern sind sehr weitreichend. Aus BSH-Sicht können wir sagen, dass nach einem erfolgreichen Projektabschluss eine Aufstockung der automatisiert fahrenden Fahrzeuge am Standort Giengen ein nächster möglicher Schritt ist. Zudem werden wir prüfen, wie die in diesem Projekt entwickelte Blaupause auf andere BSH-Logistik-Standorte übertragen werden kann. Zugleich steht als marktwirtschaftlich agierendes Unternehmen die Prüfung der Wirtschaftlichkeit im Realbetrieb auf dem Plan.
Unsere Projektpartner stehen mit ihrer enormen Kompetenz jederzeit anderen Unternehmen zur Verfügung als Ansprechpartner für die Automatisierung von Logistik-Prozessen, der Realisierung von Teleoperation für automatisiert fahrende Fahrzeuge, der systemischen Prozessanalyse des Komplexes Logistik mit Infrastruktur und Fahrzeugen, sowie der Planung, Realisierung und Optimierung von 5G-Campusnetzen.
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